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Von: Reinhard Prahl
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Die US-amerikanische Actionserie Thunder in Paradise mit Hulk Hogan in der Hauptrolle nahm sich während ihres kurzen Fernsehlebens niemals zu ernst und brachte einige der kultigsten Wrestler der 90er Jahre auf den Bildschirm. Eine Retrospektive mit Liebe zum trashigen Fernsehen.
Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!
Inhalt
Die beiden ehemaligen Navy Seals Hurricane Spencer und Martin Brubaker haben gemeinsam das hochtechnisierte und schwerbewaffnete Kampfboot Thunder entwickelt. Das Boot verfügt über Hyperdrive, Lasertechnologie, ein fortschrittliches Abwehrsystem, sowie eine fast undurchdringliche Panzerung. Einer der leistungsfähigsten sprachgesteuerten Computer der Welt hilft dem Team, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Leider zeigt die Regierung jedoch nicht das gewünschte Interesse an dem Projekt und die Entwicklung des Superbootes gerät ins Stocken. Die Schulden werden erdrückend, so dass „Spence“ und „Bru“ bald kurz vor einer Pfändung stehen. Der perfekte Ausweg aus dem Dilemma zeichnet sich ab, als der Onkel der Hotelbesitzerin Megan Whitaker auftaucht, um das Erbe ihres verstorbenen Vaters durchzusetzen. Spencer benötigt eine große Summe Geld, Megan einen Ehemann. Hinzu kommt, dass der bullige Ex-Soldat vernarrt in Megans Tochter Jessica ist. Also beschließt man kurzerhand, eine Scheinehe einzugehen.
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Doch gerade am Hochzeitstag geschieht das Unfassbare. Eine seltsame Messingkette, die Spencer im Bauch eines Hais gefunden und Jessica geschenkt hat, entpuppt sich als Karte zu einem Schatz, hinter dem ein skrupelloser Verbrecher her ist.
Hurricane gelingt es, eine Entführung der Kleinen gerade noch zu verhindern. Gemeinsam finden er, Megan, Brubaker und Jessica bald heraus, was hinter dem mysteriösen Angriff steckt. „Bru“ und „Spence“ sind Feuer und Flamme und möchten mit Thunder sofort zur kleinen Insel aufbrechen, zu der die Kette führt. Doch sie haben die Rechnung ohne Megan gemacht, die es sich nicht nehmen lässt, die beiden altgedienten Seals zu begleiten. Kaum auf der Schatzinsel angekommen, stolpern die drei von einem haarsträubenden Abenteuer ins nächste.
Actionboliden und heiße Girls
„Thunder in Paradise“ stellte nach Serien wie „Knight Rider“ (siehe auch das Sequel Knight Rider von 2008), „Automan“, „Street Hawk“ und Airwolf einen weiteren Versuch dar, hochmotorisierte Action mit Science-Fiction-Elementen zu verbinden. Neu war allerdings der unverkennbare Schuss Baywatch, den Produzent Douglas Schwartz in diesen Cocktail hineinmischte. Ein weiterer großer Unterschied war die mit purer Absicht eingestreute riesige Portion Klischee, die mit massenhaft Naivität, Kitsch und Trash aufgepeppt wurde.
Die leider einzige Season der Show wurde überwiegend in Disney World in Orlando gedreht, so existiert beispielsweise der wunderschöne fiktive Paradise Beach und das dazu gehörige Hotel in Form des Grand Floridian Resort und Spa Hotels tatsächlich. Die überall im Park vorhandenen Kulissen verführten die Autoren offensichtlich dazu, zahlreiche Geschichten zu verfassen, die sie mit einem herrlich witzigen Augenzwinkern versahen und die sich daher völlig beabsichtigt nicht ganz ernst nahmen.
Der Pilotfilm
Das trifft bereits auf die Pilot-Doppelfolge („Thunder in Paradise“) zu, in der der abgehalfterte Navy Seal Hurricane Spencer (Hulk Hogan) die Hotelbesitzerin Megan Whitaker (Felicity Waterman, „Die Hard 2“) heiratet, um seine Schulden zu begleichen. Durch den Fund einer Messingkette, die Spence Megans Tochter Jessica (hier noch: Robin Weisman) schenkt, geraten die beiden zusammen mit Hurricanes Freund und Partner Martin Brubaker (Chris Lemon, „Knots Landing“ aka „Unter der Sonne Kaliforniens“) in eine ebenso witzige, wie actionreiche Geschichte.
Um den Pilotfilm zu verwirklichen, taten sich Hulk Hogan und die „Baywatch“-Erfinder Michael Berk, Gregory J. Bonann und Douglas Schwartz mit CBS und der italienischen Produktions-Firma Reteitalia zusammen, die gemeinsam rund dreieinhalb Millionen Dollar in das Projekt steckten. Während CBS aber Fracksausen bekam und erst sehen wollte, wie der Auftakt ankommt, zeigte sich Reteitalia investitionsfreudiger. Das Vertrauen in Hogan und sein Erfolgstrio war so groß, dass das Unternehmen noch dreizehn weitere Episoden orderte, bevor überhaupt absehbar war, ob „Thunder in Paradise“ erfolgversprechend startete.
Tatsächlich zeigte sich CBS generell misstrauischer und wollte nur das Geld für sechs neue Geschichten locker machen, was dazu führte, dass das Team Berk/Bonann/Schwartz die Serie in die Syndication gab, was schon bei „Baywatch“ den Erfolg gebracht hatte.
Augen zu und durch
Der Freude am Übertriebenen hat es offensichtlich nicht geschadet, denn auch die nächsten Folgen können einen leicht skurrilen Touch nicht verleugnen. Besonders ins Auge stechen Teil fünf, „Strange Bru“ und der sich anschließende Zweiteiler „Sealed with a Kismet“, indem die Bardame Kelly (Carol Alt) in ein fiktives arabisches Land entführt wird, wo sie von einem schönen Prinzen an einen bösen General verheiratet werden soll. Vor allem in diesem Film wird tatsächlich jedes Klischee verarbeitet, das sich der geneigte Zuschauer nur vorstellen kann.
Von kitschigen Sprüchen („Lass uns zusammen das Mondlicht trinken“), bis hin zu Wachen mit Säbeln, Vorderladern und Kalaschnikows (in dieser Reihenfolge!), Eunuchen, einem Harem und leicht bekleideten Damen wurde munter jedes Vorurteil in einen Topf geworfen und verrührt, das für die Macher auch nur entfernt nach Orient aussah. Wie als süßes Topping wurde die Doppelfolge dann auch noch in den Aladdin-Kulissen des legendären Disney-Freizeitparks gedreht. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, würden einige Szenen heute aufgrund ihrer Machart bei großen Teilen des Publikums einen stark bitteren Beigeschmack hinterlassen. Herrlich trashig wirkt das Ganze aber dennoch und macht daher immer noch großen Spaß.
Mit Schirm, Charme und Macnee
Wenn es dann noch ein Hulk Hogan in bester Wrestler-Manier krachen ließ und er im wahrsten Sinne des Wortes Bäume ausriss, schien die Welt zunächst einmal in Ordnung. Dazu trugen im Übrigen auch „Mr. Schirm, Charme und Melone“ Patrick Macnee sowie die ebenso hübsche, wie talentierte Carol Alt als Bardame Kelly bei. Als Störfaktor erwies sich lediglich bisweilen Chris Lemmon, seines Zeichens Sohn des bekannten Schauspielers Jack Lemmon (1925 - 2001). Zwar bemühte sich der damals Vierzigjährige redlich als Actionheld. Dies gelang jedoch nicht wirklich und so wirkten seine Darbietungen bisweilen unfreiwillig komisch.
Andererseits schien Lemmon aber durchaus das komödiantische Talent seines Vaters geerbt zu haben, was dem Timbre der Serie dann doch wieder gut zu Gesicht stand. Hulk Hogan indes zeigte sich unerwartet spielfreudig und sammelte vor allem in den Szenen mit der damals neunjährigen Ashley Gorrell eine ganze Menge Sympathiepunkte.
Das Kreuz mit der Ernsthaftigkeit
Einzig, wenn die Serie versuchte, ernstere Themen anzugehen, wurden ihre Schwächen offenbar. Folge elf, „Nature of the Beast“ ging etwa noch auf Brubakers Vietnam-Trauma relativ spannend und gemixt mit einer Prise „Predator“ ein. Die Doppelfolge „Deadly Lessons“ erwies sich allerdings vor allem im zweiten Teil als eher lächerlicher Fehlschlag. Zum Ende der ersten fünfundvierzig Minuten erlebte das Publikum mit, wie Hulk Hogan (in typisch übertriebener Manier) mitten in einem Feuergefecht mit seiner Tochter telefonierte, während er sich im südamerikanischen Dschungel eine Horde Söldner vom Leib hielt. In der Fortsetzung gab es dann leider nicht mehr viel zu lachen.
Die Geschichte entwickelte sich nicht nur viel zu ernst, sondern hinterließ insgesamt auch einen peinlich unglaubwürdigen Eindruck. Die Story war schlicht und ergreifend nicht gut geschrieben und die Kampfchoreografien zudem schlecht durchdacht. Das trübte die Freude, kam aber Gott sei Dank nicht allzu häufig vor. Derartige Fehltritte führten nebenbei erwähnt unter anderem dazu, dass selbst Co-Star Chris Lemmon die Beteiligung an der Serie später bereute. In einem Interview beschwerte er sich sogar, sie hätte das Ende seiner Schauspielkarriere bedeutet, obwohl diese Aussage aufgrund seiner eher bescheidenen Leistungen durchaus bezweifelt werden darf.
Solide Handarbeit
Die naturgemäß zahlreich zum Einsatz kommende SFX einer Actionserie wie dieser zeigte sich auch hier gut gelungen und serientypisch routiniert fotografiert. Hinzu gesellten sich einige wenige CGI-Effekte, etwa um die Verwandlung des Schnellbootes Thunder in eine futuristische Kampfmaschine zu visualisieren. Massenhaft Prügeleien, die mit Stuntmen, aber auch Wrestlern wie Jimmy Hart, Ed Leslie alias The Butcher, Jim Neidhart (The Anvil, gest. 2018), Steve Borden (Sting) und Jorge Gonzales (El Gigante, gestorben 2010) umgesetzt wurden, durften selbstredend ebenfalls nicht fehlen. Sehr passend präsentierte sich ebenso die Musik, die je nach Situation zwischen karibischen Klängen am Strand von Paradise Beach, oder spannungsgeladenen Sounds in den Actionszenen schwankte.
Nachwehen
Es ist irgendwie schade, dass die Serie nach nur einer Season abgesetzt wurde, denn insgesamt verbreitet „Thunder in Paradise“ überwiegend einfach nur gute Laune. 1995 erschien noch ein Videospiel für die Philips-CD-i-Konsole und zwei Doppelfolgen wurden als Direct-to-DVD-Filme vermarktet. Danach wurde es ruhig. Die Show blieb ein kurzlebiger Testballon für eine Welt mit einem Hauch Science-Fiction, der gepaart mit Action und Urlaubsfeeling etwas Neues wagte und scheiterte. Ein herrlich überdrehter Hulk Hogan, eine Armee von Girls in knappen Badeanzügen, ein cooles Superboot, massig Prügeleien und Explosionen verbreiten aber auf ihre ganz eigene Art auch heute noch ein angenehm entspanntes 90er-Jahre-Trash-Feeling.
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Hier das Intro zu „Thunder in Paradise“: